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Romantik Blog

Platz für neues, Platz für Experimente

Alles anders, alles neu. Rationale Schlichtheit statt neumodischer Extravaganzen. Klare Geometrie statt verspielter Formen. Ein Leitspruch der Bauhaus-Architektur lautet: Licht, Luft und Sonne. Große Glasflächen, weiße Fassaden, kubische Formen symbolisieren die neue Klarheit und Offenheit der Design-Philosophie. Im 1919 in Weimar gegründeten Bauhaus wurden Kunst und Handwerk vereint, und in den Werkstätten entstanden Ideen, Entwürfe und Modelle, die funktional, qualitativ hochwertig und bezahlbar sein sollten. Von der Teekanne über Tapeten bis hin zum fertigen Haus – der Mensch sollte in seinen Wohnräumen von Harmonie und ehrlichem Handwerk umgeben sein. Die tragenden Säulen beim Bauhaus-Stil bilden die Materialien Stein, Holz, Metall, Gewebe, Farbe, Glas und Ton. Das Ziel: In den Werkstätten eigenständige Prototypen entwickeln, die zusammen mit großen Herstellern vermarktet werden konnten.

Neues entsteht
1919 war die Welt im Umbruch, der Krieg vorbei, das Kaiserreich weg, in Deutschland und Österreich entstanden demokratische Republiken. Diese Veränderungen fanden sich auch in der Botschaft der Entwürfe wieder: Weg mit den pompösen, überladenen Designs. Nach vorn schauen, Neues wagen, neue Materialien einsetzen.

Material: Stahlrohr
Berühmtes Beispiel hierfür: Der revolutionäre Bauhausstuhl B5. Keine vier Beine und gepolsterte Sitzfläche wie bisher üblich, sondern ein Stahlrohrgestell, verbunden mit Lederbahnen als Sitzfläche und Rückenlehne. Weil er dem Bauhaus-Maler Wassily Kandinsky so gut gefiel, hieß er später Wassily Chair. Ein Klassiker, der bis heute in vielen Variationen nachgebaut wird.

Umzug nach Dessau
Weil die Fördermittel gekürzt wurden, zog das Bauhaus 1925 nach Dessau um. Dort wurde ein aufsehenerregendes Schulgebäude errichtet (heute Weltkulturerbe). 1928 trat Gropius als Direktor zurück, ab 1930 leitete der Architekt Ludwig Mies van der Rohe das Bauhaus. 1931 gewann die NSDAP die Gemeindewahl und setzte eine Schließung der Schule durch.

Bauhaus Gründer

Die wichtigsten Bauhaus-Köpfe

Der Gründer und sein Team
Er gilt als Erfinder des Bauhauses: Walter Gropius (1883-1969). Der Architekt und Sohn eines Berliner Geheimrats wird 1919 zum Direktor des neu entstandenen Staatlichen Bauhauses in Weimar ernannt. Sein Leitsatz im Manifest: Architekten, Bildhauer, Maler … wir alle müssen zum Handwerk zurück. Gropius brachte das Kunststück fertig, einige der bedeutendsten Künstler seiner Zeit als Lehrer zu gewinnen: die Maler Paul Klee und Wassily Kandinsky, den Bildhauer Oskar Schlemmer, den Fotografen László Moholy-Nagy oder den Designer Marcel Breuer, der den berühmten B5-Freischwinger erfand.

Auch wenn die Bauhaus-Gründung in eine Zeit fiel, in der Frauen ebenfalls im Aufbruch waren, fand das weibliche Geschlecht im Kreise der männlichen Bauhaus-Mitglieder nur am Rande statt. Dabei gab es durchaus starken weiblichen Einfluss: So rief Gunta Stölzl die Weberei-Klasse ins Leben und wurde durch ihre Arbeiten bekannt. Ebenso die Bauhaus-Fotografin Lucia Moholy oder die Designerinnen Marianne Brandt und Alma Siedhoff-Buscher.

Grenzenlos erfolgreich

 

Das Bauhaus erobert die Welt
100 Jahre Bauhaus, 100 Jahre Inspiration! Das 1919 gegründete Bauhaus gab es nur 14 Jahre lang, doch auch nach der Schließung ging die Erfolgsgeschichte weiter – diesmal international!

Viele Bauhäusler emigrierten ins Ausland, um insbesondere in den USA ihre Arbeit fortzusetzen. So wurde Walter Gropius 1937 Leiter der einflussreichen Harvard School of Design, konnte dort seine Ideen weiterentwickeln. Sein Kollege Mies van der Rohe baute das berühmte „Federal Center“ in Chicago und entwarf 1950 das legendäre „Seagram Building“ in New York. Ihr alter Mitstreiter László Moholy-Nagy führte das Konzept des Bauhauses ab 1937 als New Bauhaus in Chicago weiter.

Von Tel Aviv bis Brasilia
Weltweit sind die Zeugen dieses klaren, funktionalen Stils zu finden. Ab 1930 errichteten emigrierte

jüdische Bauhaus-Architekten die sogenannte Weiße Stadt in Tel Aviv, mit über 4.000 Gebäuden das weltweit größte Ensemble im Bauhaus-Stil und seit 2003 UNESCO-Weltkulturerbe.

In Nigeria entwarf Bauhaus-Schüler Arieh Sharon in Ile-Ife die größte Universität des Landes, die Platz für 35.000 Studenten bietet. In Barcelona entstand der Deutsche Pavillon, in St. Petersburg die Textilfabrik „Rotes Banner“. Asien, Afrika, Amerika – überall sind Zeugen des Bauhaus-Stils zu finden. Auch bei der Planung der brasilianischen Hauptstadt Brasilia (erbaut zwischen 1957 und 1964) durch den Architekten Oscar Niemeyer finden sich in dem modernen Stadtbild viele Bauhauselemente wieder. Und noch jemand war von der klaren Formensprache begeistert. Apple-Gründer Steve Jobs bezeichnete das Bauhaus als einen der größten Einflüsse beim Design seiner Produkte.

Mondrian Kleid

Bauhaus Classics

Sie sind funktional, zeitlos und werden in Lizenz immer noch hergestellt. Auf dieser Seite zeigen wir Ihnen sieben Designklassiker der Bauhaus-Ära.

Mondrian-Kleid
Der Modeschöpfer Yves Saint Laurent machte es 1965 berühmt: Mondrian-Kleid im Bauhaus-Stil. Den Namen erhielt es, weil sich sein Design an den Stil des niederländischen Künstlers Piet Mondrian anlehnt, der eng mit dem Bauhaus  zusammenarbeitete.

 

Wassily Stuhl

Wassily Chair
Stahlrohr mit Lederbespannung – der 1925 am Bauhaus entworfene Sessel ging als Wassily Chair in die Geschichte ein. (knoll.com, ca. 2.300 Euro)

 

Wagenfeld Leuchte

 

Legendäre Lampe
Die berühmte Tischleuchte WA 24 entwarf Wilhelm Wagenfeld 1924 im Bauhaus Weimar. (Prediger.de, ca. 420 Euro)

 

Schreibtisch

Stahlrohr-Schreibtisch
Schlicht und funktional: Beim Bauhaus-Schreibtisch S 285 wird die Platte von einem Stahlrohrrahmen getragen. (chairgo.de, ca. 1.200 Euro)

Satztischset

Flexibler Satztisch
Designer Marcel Breuer entdeckte für sich das Stahlrohr. 1925 entwarf er den Satztisch B 9, den es auch als vierteiliges Set zum Ineinanderschieben gibt. (cairo.de, ca. 2.300 Euro)

Teekanne

Teatime
Marianne Brandt, Leiterin der Bauhaus-Metallwerkstatt, entwarf 1924 die Teekanne MBTK 24. (tecnolumen.de, ca. 8.000 Euro)

Barcelona Sessel

Barcelona-Sessel
Ludwig Mies van der Rohe schuf den Barcelona-Sessel 1929 für den Deutschen Pavillon zur Weltausstellung in Barcelona – ein Meilenstein des modernen Designs.(knoll.com, ca. 6.000 Euro)

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