„Kultur trifft Wein“
oder „Ein „Sommermärchen“ des Gästekreises an der Mosel,
angelehnt an das geplante „Sommermärchen“ im Fußball bei der EM im eigenen Land.
Gästekreistreffen im Weinromantik Hotel Richtershof in Mülheim/ Mittelmosel,
vom 23. bis 26. Juni 2024
Die Anreise zum Sommertreffen des Romantik-Gästekreises gestaltete sich teilweise recht idyllisch, mit Auto oder Zug durch die Eifel oder den Hunsrück oder klassisch an der Mosel entlang. Auf jeden Fall waren am Nachmittag schon früh alle erwarteten Mitglieder vor Ort und es gab den ersten Austausch zu Kaffee und Kuchen.
Weinprobe „unter Tage“
Das Programm begann sonntags um 17 Uhr mit einer Weinprobe im hauseigenen Kellergewölbe, begleitet von moselländischen Tapas, gleichzeitig der Auftakt und erste Gang unseres Menüs für diesen ersten Abend. Wir wurden in die Welt des Weinanbaus an der Mosel eingeführt, wir lernten den Unterschied zwischen Einzelpfahlerziehung am Draht, der ältesten Art der Systeme, die schon von den Römern in den terrassierten Steillagen der Mosel genutzt worden ist, und der heute gängigen Drahtrahmenerziehung kennen. Man nutzt eine Mischung von Traditionellem und Althergebrachten, auch bei den Bindematerialien, denn natürliches Bindematerial (gewässerte Weidenruten) verwendeten auch schon die alten Römer.
Wieder aus dem „Untergrund aufgetaucht“ und mit den Tapas schon „vorgesättigt“ wurden wir auch weiterhin in der Menüfolge kulinarisch bestens versorgt, die Stimmung war gut und dann spielte Deutschland im Fußball noch unentschieden bei der EM im eigenen Land und wird Gruppenerster….
Trier – die älteste Stadt Deutschlands
Montags hieß es dann „Trier, wir kommen“. Den ganzen Tag begleitete uns unsere Reiseführerin Marlene Bollig gekonnt und kundig und wir lernten viel von ihr über Wein, Weinanbau und natürlich die Römer. Und sie kannte definitiv die schönsten Aussichtspunkte zwischen Mülheim und Trier sowie in Trier selbst, die Stopps waren sehenswert, allein findet man solche Stellen ohne Ortskenntnis kaum.
Die Fahrt nach Trier war dank Frau Bollig kurzweilig und lehrreich. Die Römer bauten schon vor rund 1800 Jahren Wein an der Mosel an. Den Rieslinganbau gibt es etwa seit 1400 und seit 1950 kommt auch mittlerweile Rotwein dazu und macht ca. 10 % der Anbauflächen aus. Die Anbauflächen wechseln zwischen flachen und den für die Mosel typischen, markanten Steillagen. Durch die Säkularisation unter Napoleon verloren die Klöster durch die Privatisierung das Eigentum an den Weinbergen, pachteten allerdings viele Flächen zurück und so ist das Erzbistum Trier einer der größten Weinanbaubetriebe an der Mosel. Es gibt in dem Eifelörtchen Klausen sogar einen Kirchturm, auf dessen Kirchturmspitze statt eines Wetterhahns ein kleines Weinfass thront.
Trier, 16 vor Chr. von Kaiser Augustus gegründet, daher auch der Name Augusta Treverorum (an der Stelle einer keltischen Siedlung der Treverer, die von Augustus besiegt worden waren). Zu Römerzeiten lebten bis zu 80.000 Menschen in Trier. Im Mittelalter hatte die Stadt dann nur noch 5.000 bis 10.000 Einwohner, die Stadt fällt im Rahmen des Wiener Kongresses 1815 an Preußen.
Die Tour durch Trier startet mit einer Fahrt auf den Petrisberg, von dort hat man eine phantastische Aussicht auf die Stadt und auch auf das Amphitheater, das Platz für 18.000 Menschen geboten hat. Danach ging es vorbei an der Kaisertherme aus dem 4. Jahrhundert, einer der größten Bäderanlagen des römischen Reiches und dem Circus mit Platz für 40.000 Besucher der Spiele. 450 Jahre Römer an der Mosel haben ihre Spuren hinterlassen, die Brückenfundamente der alten „Römerbrücke“ stammen noch aus ihrer Zeit und tragen die Brücke zuverlässig (anders als so mancher moderne Brückenbau in Deutschland).
In der Innenstadt angekommen starteten wir nun zu Fuß an der „Porta Nigra“, DEM römischen Klassiker der Stadt (gebaut im 2. Jh. nach Chr.). Der Gang durch die Stadt führte vorbei am Geburtshaus von Karl Marx hin bis zum Hauptmarkt mit Marktkreuz und Marktbrunnen. Frisch gestärkt vom Mittagessen blieb noch Zeit für eine kurze Besichtigung des Doms, gebaut im 11./12. Jh. sowie der daneben erbauten Liebfrauenkirche, um 1270 vollendet, eine der ersten gotische Kirchen Deutschlands.
Viele Eindrücke, die es zu verarbeiten galt, aber vor dem „Beine hochlegen“ im Hotel gab es auf dem Rückweg nach Mülheim in Leiwen noch eine kleine, etwas improvisierte Weinverkostung im Weingut Klaus Junk vom Chef persönlich. Er hatte uns schlicht „vergessen“ und kam frisch von der Arbeit aus dem Weinberg zu uns. Die ein oder andere Flasche Wein war dann auf dem weiteren Heimweg im Gepäck.
Zurück im RH Richtershof erwartete uns am Abend dank des schönen, sommerlichen Wetters ein Abendessen in drei Gängen draußen im Garten des Restaurants, die Sonne verbreitete eine sommerleichte Atmosphäre und wir genossen nach dem doch ziemlich nassen April und Mai des Jahres diese Sommerfrische.
Moselfahrt nach Benkastel-Kues
Dienstag, der nächste Sommertag, war nicht mehr Römer-lastig, sondern es ging mit dem Boot ca. 7 km moselabwärts nach Bernkastel-Kues. Das bisher über den Weinanbau an der Mosel Gelernte konnte man nun vom Wasser aus betrachten. Und der Sommer meinte es gut mit uns Reisenden, ein hoher und guter Sonnenschutz war gefragt, Kopfbedeckungen wie Hüte, Kappen, Mützen wurden je nach Bedarf und Gusto teilweise noch schnell gekauft, bevor man zum Stadtrundgang (mit vielen anderen Touristen, die auch den Ort besichtigen wollten) aufbrach. Bernkastel beherbergt viele, schöne Fachwerkhäuser; die Burg Landshut überragt den Ort, es gibt einen schönen Marktplatz mit dem Michaelsbrunnen sowie ein Rathaus aus der Renaissancezeit. Eine Brücke führt hinüber in den anderen Ortsteil nach Kues. Hier befindet sich das spätgotisches Nikolaushospital, eine Stiftung von Nikolaus von Kues (1401-1464).
Und es war warm, sehr warm! Den Sommer war man gar nicht mehr gewohnt. Die Mittagspause in der „Doctor-Weinstube“ war willkommen und verdient. Und schade, dass der Ort so voll war.
Zurück im Hotel bliebt noch Zeit zum Abkühlen und Durchschnaufen, bevor es uns beim sommerlichen Galaabend draußen im Garten erst einmal wieder ordentlich warm wurde. Es war ein schöner, launiger, langer Abend, wie üblich gut und herzlich umsorgt vom Serviceteam des RH Richtershof, das Säckel mit dem Trinkgeld für die Crew war angemessen und ansehnlich gefüllt.
Mittwochvormittag hieß es dann Abschied nehmen von den Mitreisenden, der Mosel und dem Weinhotel Richtershof nach einem gelungenen Aufenthalt in diesem historischen, zum Teil 300 Jahre alten Weingut.
Vielen Dank für ihr Engagement an Reinhold Kessler und Hans Große-Allermann, die dieses Gästekreistreffen möglich gemacht haben.
Birgit Kompa, Niedernhausen (Text)
Reinhard Kurtz, Osthofen (Fotos)