Torf, Milch und Fischerei im Elbe-Weser-Dreieck
Gästekreistreffen vom 13. bis 16. August 2023
im Romantik® Hotel Bösehof in Bad Bederkesa
„Ein herzlicher Willkommensgruß,
setzt über die Schwelle Euren Fuß.
Wir wollen feiern, liebe Leute,
herzlich Willkommen hier und heute!“
So wurden die angereisten 31 Mitglieder vom Team des Romantik® Hotels Bösehof auf den Zimmern zu unserem Gästekreistreffen hoch im Norden begrüßt. Also kann der Name des Hotels mit der Zuschreibung „böse“ ja zum Glück nichts zu tun haben. – Ganz im Gegenteil. Der ehemalige Zuckerfabrikant, Politiker und Wohltäter Hauptmann Heinrich Böse war ein Unikum, reiste durch ganz Europa und lernte dort Gastlichkeit und Genüsse zu schätzen. Und als Menschenfreund verteilte er in Notzeiten sogar auch Nahrung an Hungernde, bevor er dann 1826 seinen Ruhesitz in Bederkesa erstand. Seine Herzlichkeit als Gastgeber und seine Freundlichkeit wird auch heute noch – nach fast 200 Jahren – immer noch in dem Haus gelebt.
Die Schirmherren Helga und Hans Große-Allermann und Mechthild und Reinhold Kessler hatten gemeinsam mit den Gastgebern Andrea Roming und Klaus Manke ein vielseitiges Programm zusammengestellt. Nach einer ersten Stärkung bei Kaffee und Kuchen wurden wir dann bereits am Nachmittag vom Ortsheimatpfleger zu einem geführten Ortsrundgang am Hotel abgeholt. Er hatte viel über Bad Bederkesa und Hauptmann Böse zu berichten, so dass wir fast zu spät zu unserem ersten Abendessen gekommen wären.
Bei trockenem Wetter konnten wir den Aperitif auf der Terrasse einnehmen. Während der Begrüßung durch Frau Roming erwähnte sie, dass der Gästekreis bereits mehrere Male im Bösehof zu Gast war, im Jahr 2006 sogar mit der Mitgliederversammlung – und zwar mit sage und schreibe 70 Mitgliedern!
Für den ersten Abend hat sich die Küchencrew von Klaus Manke ein traditionelles Tisch-Fischbuffet einfallen lassen: eine Räucherfischauswahl von Lachs, Heilbutt, Makrele, Schillerlocke und Aal, sowie frisch geschälten Nordseekrabben, Matjes und Shrimps-Cocktail mit den passenden Beilagen. Und natürlich zur späteren „Verdauung“ Bösehof Hausaquavit oder klarer kräftiger Apfelbrand aus dem Alten Land.
Zum Abschluss des Abends dürfen wir dann noch einen Blick in die große geräumige Küche des Hauses werfen und Küchenchef Klaus Manke berichtete, was sich so alles „hinter den Kulissen“ eines Restaurants abspielt.
Das Moor wartet auf uns
Der Montagvormittag steht dann ganz im Zeichen des Moores. Mit dem Bus geht es zum Moorinformationszentrum Ahlenmoor, wo wir den Bus gegen die Moorbahn, einer umgebauten Feldbahn eines ehemaligen Torfwerks, tauschen. Auf der etwa 6 Kilometer langen Strecke können wir dann innerhalb von zwei Stunden das größte Hochmoor im Cuxland entdecken. Unter fachkundiger Führung des „Lokführers“ erfahren wir an vier Haltepunkten alles Wissenswerte um den Lebensraum Moor: Warum wächst das Moor? Warum wurde Torf abgebaut? Gibt es wirklich Irrlichter. Seltene Pflanzen und Tierarten wurden vorgestellt, wenn nicht in Natura, dann auf Informationstafeln. Ein Tier haben wir jedenfalls „hautnah“ kennengelernt: die Stechmücke!
Kühe und „freilaufende Mettwurst“
Das Stichwort ist gefallen: es ist Mittagszeit. Wo gibt es Essen aus „erster“ Hand – natürlich auf einem Bauern- bzw. Biohof. In Sievern betreibt Familie Icken einen modernen Mischbetrieb mit dem Schwerpunkt Milchvieh und Heumilch und einem angeschlossenen Hofladen. Die Produkte warteten bereits auf einem im Freien angerichteten kleinen Wurst- und Käsebuffet. So konnten wir gleich auf der Terrasse kosten, was das Besondere an der Tierhaltung auf dem Hof Icken ist.
Auf dem etwa 700 Meter entfernten Aussiedlungsstall geben 260 Milchkühe in intensiver Weidehaltung Heumilch, die zu hofeigenem Rohmilchkäse verarbeitet wird. Über 50 ha Weideflächen liegen rund um den Stall, d.h. die Tiere sind den ganzen Tag im Freien und kommen nur abends zum Melken in den Stall. Davon können wir uns selbst überzeugen, nachdem wir mit einer Art Kutschenanhänger dorthin gefahren werden. Und wenn sich bei den Kühen „Nachwuchs“ einstellt, bleiben die Kälber die ersten Wochen bei der Mutter, so dass das Füttern während dieser Zeit fast „wie von selbst“ stattfindet. Die Schweine verbringen ebenfalls ihr Leben mit Tageslicht, viel Bewegung und reichlich Frischluft in einem sog. Offenstall mit saisonaler Weidehaltung.
Hof Ickens Heumilchkäse „Blanker Hans“ ist übrigens als „Kulinarischer Botschafter Niedersachsen 2017“ ausgezeichnet worden. Und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass einige der Gästekreismitglieder der Versuchung nicht widerstehen konnten, um sich für die Heimreise aus dem Hofladen entsprechend einzudecken.
Bremerhaven – Autos und Fisch
Am Dienstag wollen wir vor Ort sehen, wie sich Bremerhaven inzwischen in den letzten Jahren „herausgeputzt“ hat. Doch Oje! Gerade im Bus sitzend, fängt es wie aus Eimern an zu schütten. Wir trösten uns damit, dass wir heute eine geführte Tour mit dem Bus durch die „Havenwelten“ Bremerhavens unternehmen, also im Trockenen sitzen. – Aber wenn Engel reisen: Als wir in Bremerhaven ankommen, ist der ganze „Spuk“ schon wieder vorbei und wir genießen das herrliche Küstenwetter.
Die Tour beginnt am „Schaufenster“ Fischereihafen, wo die große fischverarbeitende Industrie zu Hause ist: Iglo und Frosta. Bei Frosta können wir sogar aus dem Bus heraus die gläserne Produktion sehen, bei der gerade Millionen Fischstäbchen auf dem Band den Weg in die Verpackungen finden. Dann geht es durch die Stadt an vielen Museen vorbei, wie Schifffahrtsmuseum, Auswandererhaus, Klimahaus. Das durch den Klimaschutz weltweit bekannte Alfred-Wegener-Institut ist hier zu Hause, der Zoo am Meer und viele andere Sehenswürdigkeiten.
Dann geht es hinein in das Zollgebiet in den Überseebereich. Täglich liegen hier andere Schiffe mit neuen Gütern und Waren und unterschiedlichen Zielhäfen an den Kajen. Wir sehen die hochaufragenden Van Carriern, die wie ferngesteuert über das Gelände düsen und die Container hin und her bewegen. Es ist Europas längste Stromkaje – und auch der größte „Verladebahnhof“ für die Automobilindustrie. Überall stehen Autos auf den großen Parkplätzen, auf den langen Zugwaggons und in Parkhäusern, die aber eher Hochregallager für PKWs sind. Alle warten darauf, bis sie endlich im Bauch der riesigen Pötte verschwinden können, um in Übersee dann eine neue Heimat zu finden.
Unsere Tour endet dann wieder im Schaufenster Fischeihafen, wo bereits das Restaurant „Dock IV“ mit einem leckeren Mittagsimbiss (Fisch oder Fleisch) auf uns wartet. Hier im Fischereihafen wurden früher die Fischauktionen durchgeführt. Heute sind die Hallen zu Shops und Restaurants umgebaut. Darüber hinaus findet viel kulturelles Leben in diesem Bereich statt. Während des anschließenden Verdauungssparziergangs über das Gelände erfahren wir durch unseren Gästeführer noch weiteres zur „Verwandlung“ der alten Hafenanlagen.
Wir sind rechtzeitig zurück im Hotel, denn heute ist Galaabend. Zu unserer Überraschung hatte Frau Roming auch für eine musikalische Umrahmung gesorgt, um die Menüfolge mit allerlei Instrumenten und Gesang harmonisch begleiten zu können. Im Rahmen des Aperitifs überraschte Frau Roming auch mit der Information, dass Sie die Leitung des Hotels ab Januar 2024 in die Hände Ihrer Mitarbeiterin Frau Natascha Grotjohann legen wird, die sich dann auch kurz vorstellte. Der Gästekreis wünscht viel Erfolg für die zukünftige Zusammenarbeit. Frau Roming wird dem Hotel allerdings in anderer Funktion erhalten bleiben!
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Frau Roming, die uns zu den Events außer Haus begleitet hat und immer ansprechbar war. Der von Reinhold Kessler überreichte Romantik® Gästekreis Glaspokal hat ein neues Zuhause bekommen und die Crew den verdienten Tipp für einen besonderen „Bösehof“-Service. Danke auch an die Schirmherren-Paare Kessler und Große-Allermann, für die erlebnisreiche Organisation dieses Gästekreistreffens.
Maritime Tage
Einige Gäste nutzten die Gelegenheit zu weiteren Erholungstagen im Bösehof oder besuchten die Maritimen Tage in Bremerhaven. Rund 80 Schiffe – prächtige Windjammer, spannende Dampfschiffe, einzigartige Motorschiffe oder auch Koggen – luden zum Schauen, Staunen und Bewundern ein. Mit der „Alexander von Humboldt II“, „El Galeon“ oder dem „Schulschiff Deutschland“ standen glanzvolle Namen auf der Schiffsliste.
Das Schulschiff Deutschland ist im Neuen Hafen zum imposanten Blickfang geworden, seit der gut 86 Meter lange Dreimaster hier nun dauerhaft als maritimes Kulturdenkmal ganzjährig besichtigt werden kann. Es ist das letzte deutsche Vollschiff, das 1927 bei der Bremerhavener Tecklenborg-Werft vom Stapel lief. Im Alten Hafen dagegen liegt die Museumsflotte des Deutschen Schifffahrtsmuseums: der Walfänger „Rau IX“ und der Hochsee-Bergungsschlepper „Seefalke“. Und wer die maritimen Tage unter Wasser genießen will, der besucht das U-Boot „Wilhelm Bauer“, das als Technikmuseum direkt daneben liegt.
Die Verfasser dieser Zeilen verabschieden sich nun mit einem fröhlichen „MOIN“!
Ursula und Heinz-Peter Gerber, Holle (Text und Fotos)